Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 129

1859 - Lübeck : Rohden
X. K. 8. Athen'- Fall (404). 129 unnachahmlichen weltberühmten Bildsäulen des Zeus und der Athene, ungetröstet von allen seinen Weisen und Rednern und Dichtern und Philosophen, den Göttern und den Staatsmännern fluchend, die dies Elend über sie gebracht, bereitete mit ungescheutem Frevel sich noch die letzte Lebenslust, oder starb in dumpfer Empfindungslosigkeit dahin. §. 8. Athen's Fall (404). Wiewohl Griechenland sich des persischen Jochs erwehrt und vorerst die Gefahr von sich abgewandt hatte, in das sklavische, sitten- lose, sinnlich beschränkte genußsüchtige Treiben des Orients mit hin- eingezogen zu werden, wiewohl die Griechen selber bereits den Spieß umgedreht und mit fortschreitendem Erfolg gegen ihre Angreifer gewendet hatten, so fehlte doch noch viel, daß sie das asiatische Weltreich hätten bezwingen und die Weltherrschaft an sich reißen können. So lange das kleinlich eifersüchtige Städtewesen sie in beständiger Spannung und feindlicher Erregung getrennt hielt und ihre Waffen gegen die eignen Brüder kehrte, konnten sie nimmermehr als erobernde Macht auftreten. Sollten sie aber das, so mußten alle die reichen Kräfte, die sie bisher während ihrer Vereinzelung frei entfaltet und geübt hatten, in ein anderes Gefäß umgegossen und unter eine monar- chische Einheit gebracht, also die stolze Herrlichkeit der einzelnen übermächtigen und sich abschließenden Städte mußte zerbrochen wer- den. Damit wurde der Anfang gemacht in dem sogenannten pelo- ponnesischen Kriege. So wie sich der Herr im Orient des einen Reichs wider das andere bediente, um dessen Hoffart und überreifen Hochmuth zu strafen und seiner Vermessenheit ein Ziel zu setzen, so gebrauchte Er in Griechenland eine Stadt und einen Volksstamm wider die anderen, und zwar zuerst die Spartaner und chre Bun- desgenossen, um den unerträglich gewordenen Uebermuth der Athe- ner zu brechen, die in Eitelkeit trunkene Stadt zu ernüchtern und ihre weitgreifende Macht für immer zu vernichten. Bei der schon lange glimmenden verzehrenden Eifersucht der beiden Städte gegen einan- der bedurfte es nur eines unbedeutenden Anlasses, um den verderb- lichen 27jährigen Krieg herbeizuführcn, der mit der völligen lieber- Windung Athen's im Jahre 404 endete. Anfangs schien sich der Kampf in unbedeutenden Verheerungen und kleinen Gefechten hinzie- hen zu wollen, und nach zehnjähriger Kriegführung ohne bedeutende Thaten und Erfolge durch den sogenannten Frieden des Nikias zu Ende zu kommen. Als aber in Athen der durch seine Tugenden wie durch seine Laster gleich gefährliche Alcibiad es, das Musterbild damaliger athenischer Sinnesart, in eben so gewandter als gewifsen- v. Rohden, Leitfaden. 9

2. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 131

1859 - Lübeck : Rohden
X. §. 9. Weitere Schwächung Griechenlands Sparta's Abnahme. 131 lagen sianden auf schwachen Füßen. Die Unsterblichkeit der Seele ' war ihm mehr nur eine Hoffnung als ein tröstender Glaube. Liebe, Vertrauen und Dankbarkeit wollte er der Gottheit gezollt wissen; aber seine Gottheit war ein bloßes Gedankending, denn den wahren Gott kannte er nicht und die Volksgötter achtete er für bloße Gebilde der irregeleiteten Phantasie. Deshalb hieß es auch gegen ihn, wie 400 Jahre später gegen den Apostel Paulus aus dem Areopag zu Athen: es stehet aus, als wollte er neue Götter verkündigen; und er ward zum Tode verurtheilt. Ein kleiner Kreis von Schülern und Verehrern pflanzte nicht bloß die Samenkörner göttlicher Wahrheit, die sie in den sokratischen Unterredungen empfangen hatten, fort, sondern entwickelten ste zu noch viel größerer Kraft und Klarheit, so daß Plato's und Aristoteles' philosophische Systeme gar Vielen noch'in späterer Zeit die Brücke zur reinen christlichen Erkenntniß wurden. Die Masse aber des Volks, wiewohl durch den traurigen Ausgang des Kampfes etwas erschreckt und beschämt und von ihrer thörichten Demokratie und Ochlokratie etwas zurückgcbracht, war doch unfähig und auch unwillig, in solche philosophische Gedankenreihen einzugehen, und ermangelte der sittlichen Kraft, um den inwendigen bösen Feind ihres Gemeinwesens siegreichzu bekämpfen. So erging es ihnen denn, wie S o kra t es ge» weissagt hatte, nämlich daß nach seinem Tode viel schärfere Ruthen über sie kommen würden, als sie an ihm gehabt hätten. 9, Weitere Schwächung Griechenlands. Sparta's Abnahme. Nach der Demüthigung Athen'ö war Sparta das unbestrittene Haupt von ganz Griechenland. Aber es war nicht das alte Sparta mehr. Durch den Krieg selber war es auf Wege geführt worden, welche seinen heimischen altehrwürdigen Einrichtungen durchaus zu- wider waren. Es hatte Flotten ausrüsten, Miethstruppen anwerben, Geldmassen in Umlauf setzen, Gesandtschaften absenden und Bünd- nisse mit fremden Völkern, sogar mit den Persern abschließen müssen, und trat jetzt ungescheut die von Athen überkommene Erbschaft an, nämlich Handelsverkehr und Seeleben, Lurus und Ueppigkeit, Demo- kratie und Weiberherrschaft, übermüthige Behandlung der Bundesge- nossen und trotziges Streben nach tyrannischer Alleinherrschaft und nach Ausbreitung seiner Macht und seines Ruhmes in fremden Län- dern. Da in Griechenland sich für den Augenblick Alles vor Spar- ta's Uebermacht beugte, so nahm es zunächst die seit Kimon'ö Tode ruhenden Kriege gegen Persien wieder auf. Eben schien sich in dem großen Weltreich eine treffliche Gelegenheit zu kriegerischen Unterneh- mungen aufzuthun. Gegen den Artarerres Ii. hatte sich sein Bru- der, der jüngere Cyruö, empört und warb griechische Hülfstruppen an. Der Spartaner Klearchos begleitete ihn mit 13,000 Mann 9'

3. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 121

1859 - Lübeck : Rohden
X. §. 4. Athen und Sparta. 121 der Wein- und Kornernte zu Ehrendes Dionysos und der Deineter oftmalig zu Sitzen mogischer Sühnungsversuche oder ausgeklärter reli- gions-philosophischer Systeme wurden. 8. 4. Athen und Sparta. Obgleich die Griechen kein gemeinsames Haupt, also auch keine Hauptstadt hatten und jede kleine Stadt Anspruch machte auf die volle Selbständigkeit eines unabhängigen Staats, so traten doch all- mälig einzelne bedeutendere Städte in den Vordergrund und mach- ten die umliegenden kleineren Ortschaften von sich abhängig. Eine Stadt aber gewann im Lauf der Jahrhunderte das Uebergewicht über alle anderen und einen geistigen Vorrang, dem sich bewußt oder un- bewußt alle anderen kleineren Staaten des Mittlern Griechenlands unterordneten. Das war die Stadt Athen. Die politische Macht ihrer Könige oder, nach Abschaffung der Könige, der Archonten und Aristokraten, erstreckte sich zunächst nicht über das kleine Gebiet von Attika hinaus, das inselartig sich in's Meer streckt und die ionischen Bewohner fast mit Gewalt zur Beschäftigung mit dem Seewesen zu drängen schien. Athen war und ward immer mehr der Hauptsitz der griechischen Cultur und geistigen Entwicklung, die fruchtbare Mutter der geistvollsten Philosophen, Redner, Schriftsteller, Dichter, der ge- feiertsten Helden, Staatsmänner und Künstler. Das geistreiche, be- wegliche, unternehmende Wesen der Griechenwelt, wie es vor allen Dingen nach Freiheil und nach Schönheit ringt, prägt sich im athe- nischen Volkscharakter in vollkommenster Weise aus. Als Widerlage und Gegenbild des anmuthig leichten, spielenden athenischen Wesens, welches gar zu leicht die Fülle der ihm inwoh- nenden Kräfte im jugendlichen Eifer verbraucht hätte, hatte der Herr aber noch eine andere Stadt und Staat großgezogen, die als im- merwährende Nebenbuhlerin und neidische Aufpasserin die Athener zwingen sollte, sich zusammenzunehmen und zu vertiefen und dem Ernst des Lebens gehörig Rechnung zu tragen. Diese Stadt war Sparta. Sie war von jenem andern griechischen Hauptstamm, den rauheren Dorern, gegründet, hatte ihre Entstehung den Kriegsthaten der von Norden her einbrechenden dorischen Schaaren zu danken und hatte durch Waffengewalt ihre Herrschaft über Lakonien hinaus, über Messenien, fast über den ganzen Peloponnes ausgedehnt. Auf den ersten Anblick schienen die Spartaner sowohl der Bildung als dem schönen Lebensgenuß völlig abgewandt. Sie zeigten sich als Ver- ächter aller Künste und Wissenschaften, als roh und abgehärtet in ihrem Hauswesen und in ihrer Lebensweise, und gegen jede geistige

4. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 122

1859 - Lübeck : Rohden
122 X. §. 4. Athen und Sparta. Ausbildung und Entwicklung grundsätzlich verschlossen. Aber sie konnten ihren griechischen Nutionalchurukter doch nicht verleugnen. Auch sie huldigten der Schönheit, aber nicht der zarten, weichlichen, künstlichen Schönheit, sondern der gediegenen, kraftvollen, natürlichen Schönheit, die sich in der männlichen Stärke und Tapferkeit, in der vollendeten Gewalt über den Körper, auch über Schmerz und Leiden- schaft offenbart. Aus Büchern und Vorträgen wollten sie freilich ihre Bildung nicht schöpfen, aber die naturwüchsige Bildung, was Wir Mutterwitz nennen, brachten sie bis zum höchsten Grade der Vollkommenheit. Die eben so kurzen als sinnreichen lakonischen Ant- worten sind noch heute berühmt. An Freiheitslust und Thatendrang wetteiferten sie mit den Athenern, nur daß sich bei ihnen das Stre- den nach Freiheit alö Herrschsucht offenbarte, zu deren Befrie- digung sie sich die großle Selbstzucht und Beschränkung der indivi- duellen Willkür auferlegten, damit sie, jeder Einzelne, alö Glieder deö herrschenden und gefürchteten Gemeinwesens desto größere Ehre und Herrlichkeit selber genössen. Beide Staaten, Athen und Sparta, verdankten ihre Verfassung und innere Einrichtung zwei berühmten Gesetzgebern. Lykurg, der Gesetz- geber von Sparta, lebte schon in sehr alter Zeit (man nennt gewöhn- lich das Jahr 888, richtiger 800), ein Zeitgenosse der Propheten Elias und Elisa und der ersten Ueberwältigung Rinive's durch den Meder Arbaces und den Babylonier Belesys. Auf langen weiten Reisen soll er sich die Weisheit eingesammelt haben, die er unter seinem Volk als Gesetzgeber offenbarte. Sollte er auf diesen Reisen nach Asien und Aegypten nicht atich die mosaische Gesetzgebung kennen gelernt haben? In einem Hauptpunkte stimmten seine Gesetze merkwürdig mit den mo- saischen zusammen, nämlich in der Gründung des ganzen Staats auf den unveräußerlichen Grundbesitz der einzelnen Familien. Jedes spar- tanische Familienhaupt hatte seinen Acker, den es weder verkaufen, noch vertauschen, noch vertheilen durfte. Aus ihm mußte es seine Bedürf- nisse ziehen, seine einfachen Geräthe mußte es sich selber anfertigen, kei- nerlei Lurus, Bequemlichkeit, Handelsverkehr wurde geduldet, selbst das Geld war verbannt. Aber anstatt daß die Kinder Abraham's die Verheißung hatten, frei und froh in behaglicher Ruhe unter ihrem Weinstock und Feigenbaum zu sitzen, sollte der Spartaner die Freuden des Landlebens nicht schmecken, sein Gut mußte er durch Leibeigene verwalten lassen; er selbst aber sollte keine andere Beschäftigung, keine anderen Gedanken haben, als die vollkommenste Ausbildung aller Lei- des-- und Seelenkräfte zum Dienst des Vaterlandes. Wie die Beschäf- tigung, so war ihm auch die Form deö häuslichen Lebens vorgeschrie- be«; seine Ehe, seine Kindererziehung stand nicht in dem Belieben des Einzelnen, sondern wurde durch den Rath der Alten geordnet nach der Rücksicht des öffentlichen Wohls. Es ist nicht zu leugnen, daß

5. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 123

1859 - Lübeck : Rohden
X. §. 5. Die klrlnasiatlschen Griechen. 123 diese außerordentliche Selbstzucht das spartanische Gemeinwesen groß gemacht, ihm Siege perschafft, ihm eine Zeitlang die Herrschaft über ganz Griechenland in die Hände gegeben und 500 Jahre lang die Ei- genthümlichkeit des spartanischen Volks in rühmlicher Weise gesichert hat. Aber sie zertrat mit tyrannischer Gewalt alle zarteren Empfin- dungen des Menschenherzens und von den christlichen Tugenden: Liebe, Friede, Freude, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit. Glaube, Sanftmuth, Keuschheit, hatte weder der Gesetzgeber noch sein Volk auch nur die leiseste Ahnung. Fast dreihundert Jahre später, um die Zeit da Jerusalem dem Schwert des N ebucadnezar erlag, empfing auch Athen seine Gesetz- gebung , und zwar durch den Solon. Aber die solvnische Gesetzge- bung wirkte weder so durchgreifend und umgestaltend, noch auch so lange Zeit hindurch wie die lykurgische. Auch Solon hat seine Weisheit auf Reisen gesammelt. Er war zwar auch aus königlichem Geschlecht wie Lykurg, aber er trieb Geschäfte als Kaufmann, wie fast alle Athener, und man steht es seiner Gesetzgebung an, daß sie auf einem kaufmännischen Boden gewachsen ist. Eintheilnng der Bürger nach Vermögensclassen, Feststellung der Abgaben, des Zinsfußes, Re- gelung des Verkaufsrechtes, das und dergleichen bildete einen Haupt- theil der Gesetze; dann die politischen Vorrechte, die wieder mit Pen Vermögensclassen Zusammenhängen, die Rechte ver Archonten, des Raths der 400, des Areopag, und der Volksversammlung wurden sorg- fältig gegen einander abgewogen, eine gemäßigte Volksherrschaft ein- geführt. In sittlicher Beziehung sind die Gesetze sehr unbedeutend und wurden nie recht beachtet; die Verfassung aber wurde so oft geändert, als die augenblickliche Laune oder die Umstände den Wunsch nach einer Aenderung erregten. Kaum hatte Solon nur den Rücken gewendet, so gerieth schon wieder Alles in Verwirrung, und nur schwer gelang es den Pisistratiden, durch eine Art Alleinherrschaft (Tyrannis) die wüthenden Parteikämpfe zu hemmen und eine bessere Ordnung herzu- stellen. §. 5. Die kleinasiatischen Griechen. Die Gesetzgebung des Solon und die sich daran schließenden politischen Kämpfe in Athen führen uns schon ganz nahe an die Zeit der großen kriegerischen Erhebung Griechenlands gegen die persischen Unterdrückungsversuche. Gleich nach Solon's Zeiten hatte Cores, der Knecht Gottes, die Herrschaft des asiatischen Weltreichs ange, treten, und der lydische König Crösus, den er bezwang, erinnerte sich (nach der Sage) in seiner Todesnoth noch an den Besuch des weisen Solon in Sardes, der ihm gesagt, daß Niemand vor seinem Tode glücklich zu nennen sei. Zu dem Staatsverband des lydischen Reiches gehörten abermch die griechischen Colonieen, Staaten und Städte an der asiatischen Küste des agaischen Meeres, deren ansehnlichste Milet war. Diese geriethen also zugleich mit dem lydischen Reich und dem

6. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 127

1859 - Lübeck : Rohden
X. §. 7. Griechenlands Blüthezeit. 127 hatte begonnen. Ihre politische Macht wurde auf die höchste Stufe gehoben zunächst durch drei hervorragende Männer, die gleichsam einander die Hand reichten: 1) durch die glücklichen Feldzüge des Kim on, der den Hellespont und Byzanz, Cypern und sämmtliche Inseln an der kleinasiatischen Küste gewann und durch seinen herrli- chen Doppelsieg am Eurymedon 469 die Perser zwang, die ganze Westküste Klein-Asiens mit allen griechischen Städten bis auf eine Tagereise weit vom Meer den Griechen zu überlassen. 2) Durch die Uneigennützigkeit und Gerechtigkeit des Aristides, der sämmtliche Inseln des ägäischen Meers sammt den Küstenstaaten Klein-Asiens bewog, in eine Waffengenossenschaft mit Athen zu treten und jährlich bestimmte Beiträge in einen gemeinsamen Bundesschatz zu liefern, welcher zur Fortsetzung des Krieges gegen die Perser verwendet wer» den sollte. Die Verwaltung des Schatzes und die Führung >'des Krieges wurde aber Athen überlassen und dadurch dieser Stadt eine Gewalt eingeräumt, welche sich bald zur völlig ausgebildeten See- herrschaft und zu einer herrischen Behandlung der Bundesgenossen, als wären sie Unterthanen, entwickelte. 3) Durch die glänzende Staatsverwaltung des Perikles, des großen Philosophen, Redners und Politikers, der die hervorragende Stellung Athens meisterlich auszubeuten und alle seine Machtmittel zu entfalten verstand, der aber auch zugleich durch seine Bauten und Begünstigung der Künstler Athen mit den Meisterwerken der bildenden Künste versah, welche wir noch heute als unübertroffene Muster bewundern. Welch ein Kreis großer Meister hatte sich damals in Athen gesammelt, oder war doch aus Athen hervorgegangen. Der gefeierte Bildhauer Phi- dias, der Maler Po ly gno tos, des noch berühmtern Zeuris Vor- gänger, die drei groffen Tragiker Aesch ylos, Sophokles und Euripides, der schöpferische Komiker und tiefe Menschenkenner Aristophanes, der Vater und der Meister der Geschichtschreibung Herodot und Thukydides, die Gründer der verschiedenen Philo- sophcnschulen Anaragoras, Heraklit, Zeno und der vielbewun- derte Sokrates mit seinen Schülern — das waren nur einzelne der hervorragendsten unter den großen Geistern jener Glanzperiode Griechenlands. Wie viel andere zweiten und dritten Ranges standen noch neben ihnen und halfen Griechenland, insonderheit Athen zur großen Pflanzstätte aller Kunst und Weisheit des Alterthums, und die Griechen zu Erziehern der gesummten Menschheit zunächst der damaligen alten Welt, zu Vorarbeitern und Wegebereitern der aposto- lischen Heilöboten zu machen.

7. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 128

1859 - Lübeck : Rohden
128 X. §. 5. Griechenlands Blüthezeit. Das wäre freilich ein großer Jrrthum, wenn man annehmen wollte, daß in demselben Maße, wie Kunst und Wissenschaft und äußere Herr- lichkeit, so auch die Sittenreinheit, Frömmigkeit, Lauterkeit und Treue der Griechen zugenommen hätten, oder als wenn die vorhin genannten Helden und Meister auch als Menschen bewundernswerth und untadel- haft gewesen wäre. Gerade das Gegentheil. Nur etwa Aristides könnte noch als Muster republikanischer Tugenden gelten. Dagegen ist das Bild des Miltiades und Kimon schon mit vielen Zügen von Unlauterkeit und Herrschsucht befleckt; Themistokles und Pausa- rías wollten später sogar ihr Vaterland an die Perser verrathen, und auch Perikles scheute nicht vor Betrug und Gewaltthat zurück, wo es galt, die Macht seiner Vaterstadt und den Glanz seines Namens zu vermehren. Und welch einen traurigen Einblick in sein Privatleben empfangen wir. wenn uns berichtet wird, daß er seine eigne Gemahlin, die Mutter seiner hoffnungsvollen Söhne, verstieß, um die bewunderte Hetäre Aspasia zu heirathen. Aber auch er wurde in dem gestraft, worin er gesündigt. Seine Söhne wurden hinweggerafft in der Blüthe ihrer Jahre, und die Gunst des Volkes, um die er zeitlebens gebuhlt, wandte sich in seinem Alter von ihm ab, und bereitete ihm tiefe De- müthigungen. Etwas mehr sittlichen Halt gewährte den Spartanern ihre an- ererbte gesetzliche Zucht und Selbstbeschränkung und nicht minder ihre Abwendung von dem größern Reiz des Seewesens und dem ver- führerischen Verkehr mit den astatischen Völkern. Sie begnügten sich, ihre Landmacht zu vermehren und auf dem Festland Griechenlands ihre Herrschaft auszubreiten. Aber auch unter ihnen — wie viel Be- stechlichkeit der Führer, wie gefährliche Ansätze zu treuloser Vergewal- tigung ihrer Bundesgenossen, zu einem herrischen, rücksichtslos grau- samen Regiment über die unterworfenen Stämme. Beide Städte, Athen und Sparta, wurden bald nach einander von der warnenden Hand des unerkannten Gottes schwer getroffen. Im Jahr 465 wurde Sparta durch ein schreckliches Erdbeben verwüstet. Bis aus fünf Häu- ser war die ganze Stadt in eine Masse unförmlicher Ruinen verwan- delt, an 20000 Menschen lagen erschlagen unter den Trümmern. Und dennoch, als nun der König schnell vor der Stadt die Schlachttrompete blasen ließ, da sah man — eine Wirkung spartanischer Zucht und Selbstüberwindung — ohne Säumen die sämmtlichen noch übrigen Männer das ihnen näher liegende Unglück vergessen und bewaffnet herbeieilen, um die etwa herandringenden feindlichen Nachbarn abzu- wehren. Welch ein anderes Gemälde stellt sich uns in Athen dar, als es im Jahre 430 von der Pest heimgesucht ward und die gesammte Bevölkerung dem unerbittlichen Schwert des Würgengels anheimge- fallen schien. Da lag das souveräne Volk, welches seit langer Zeit ^kein anderes Gesetz und keine höhere Macht als seine eigne launische Willkür anzuerkennen gewohnt war, in unsäglichem Jammer und trost- loser Verzweiflung auf der Straße, an den Brunnen, mitten unter den Prachtbauten der Propyläen, des Parthenon, des Odeon, in den Hal- len der stolzen und zierlichen Tempel und Theater, zu den Füßen der
   bis 7 von 7
7 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 7 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 1
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 5
11 0
12 0
13 0
14 6
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 3
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 4
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 4
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 1
15 0
16 0
17 4
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 1
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 4
32 0
33 0
34 0
35 1
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 1
42 0
43 3
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 3
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 1
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 1
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 6
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 3
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 1
3 1
4 3
5 2
6 3
7 7
8 1
9 6
10 23
11 1
12 4
13 2
14 0
15 9
16 18
17 0
18 9
19 56
20 1
21 2
22 7
23 0
24 7
25 0
26 16
27 13
28 0
29 3
30 8
31 9
32 1
33 110
34 5
35 0
36 0
37 5
38 1
39 1
40 50
41 1
42 0
43 3
44 2
45 2
46 8
47 2
48 23
49 2
50 1
51 13
52 4
53 2
54 30
55 6
56 5
57 2
58 76
59 123
60 0
61 0
62 10
63 14
64 10
65 1
66 0
67 3
68 6
69 0
70 0
71 32
72 4
73 11
74 10
75 4
76 3
77 50
78 1
79 7
80 20
81 193
82 6
83 0
84 0
85 40
86 0
87 2
88 7
89 0
90 0
91 33
92 0
93 6
94 1
95 0
96 0
97 1
98 8
99 3
100 160
101 0
102 9
103 15
104 1
105 0
106 7
107 0
108 3
109 8
110 2
111 1
112 3
113 0
114 1
115 6
116 2
117 0
118 11
119 0
120 9
121 1
122 0
123 1
124 9
125 1
126 9
127 111
128 17
129 1
130 0
131 33
132 20
133 3
134 5
135 0
136 176
137 0
138 1
139 0
140 4
141 0
142 6
143 36
144 11
145 6
146 16
147 0
148 64
149 1
150 4
151 13
152 10
153 2
154 1
155 12
156 13
157 0
158 40
159 11
160 0
161 6
162 7
163 13
164 1
165 6
166 66
167 8
168 0
169 3
170 1
171 9
172 5
173 12
174 2
175 79
176 22
177 232
178 1
179 161
180 1
181 13
182 140
183 57
184 7
185 1
186 4
187 89
188 3
189 120
190 0
191 9
192 39
193 8
194 41
195 0
196 5
197 3
198 4
199 1